Juli 2024
SAV Erfurt wird zum zweiten Mal Deutscher Meister
Am Samstag, den 06. Juli 2024 traf sich die Elite des deutschen Kraftdreikampfs im mecklenburgischen Barth, um die stärkste Mannschaft Deutschlands zu ermitteln. Der Schwerathletik-Verein (SAV) Erfurtschickte mit Karolina Moszynska, Moritz Taschner, Christoph Seefeldund Emily Finnern seine besten Athleten ins Rennen. Ebenfalls mit sehr starker Besetzung ging die gastgebende Mannschaft, der Vorrundensieger SV Motor Barth an den Start. Schon vorher war klar: Die Mannschaften aus Erfurt und Barth werden sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel liefern.
Für den SAV Erfurt gingen in der ersten Wettkampfgruppe Karolina Moszynska und Christoph Seefeld an den Start. Moszynska bestritt ihren Wettkampf aus dem Training heraus und stieg mit 185 kg in der Kniebeuge in den Wettkampf ein. Ihre Versuche mit 195 und 200 kg wurden ungültig gewertet. Für Seefeld sollte der anstehende Wettkampf der erste Höhepunkt des Jahres werden. Nach langer Pause wurde seinem ersten Versuch mit 385 kg die Gültigkeit verwehrt, obwohl er die Hantel ohne Probleme nach oben brachte. Bundes- und Vereinstrainer Matthias Scholz entschied sich für eine moderate Steigerung auf 390 kg, die der Bundeskaderathlet dann auch meisterte, sich dabei aber leicht an den Rippen verletzte. Deshalb wurde auf den dritten Versuch verzichtet.
Nach diesem noch etwas holprigen Start für den SAV sollte es in der zweiten Wettkampfgruppe etwas besser laufen. Gaststarterin Emily Finnern konnte drei gültige Versuch für die Gesamtwertung beisteuern. Sie meisterte im dritten Versuch 227,5 kg in der Kniebeuge bei einem Körpergewicht von 62,29 kg und sammelte wertvolle Punkte für das Team. Ihr Lebensgefährte Martin Lange, der für die gegnerische Mannschaft aus Barth an den Start ging, stand ihr in nichts nach. Er schaffte ebenfalls drei gültige Versuche und konnte 400,5 kg bei einem Körpergewicht von 114,54 kg in die Wertung bringen – ein neuer Deutscher Rekord in der Klasse bis 120 kg der Männer.
Das konnte nur der mehrmalige Juniorenweltmeister im Superschwergewicht (ab 120 kg) Moritz Taschner toppen. Er ließ mit nur 23 Jahren die höchste Last auflegen und steuerte 405 kg aus dem zweiten Versuch in der Gesamtwertung bei. Bereits nach der ersten Disziplin wurde klar, wie spannend dieser Wettkampf werden würde: Der SAV führte mit nur drei Punkten vor Gastgeber Barth.
Bei der nächsten Disziplin, dem Bankdrücken, glänzte Moszynska mit einer sauberen Serie von 117,5 kg, 122,5 kg und 127,5 kg, die zugleich eine neue persönliche Bestleistung bedeuteten. Seefeld hatte durch die vorangegangene Verletzung etwas Probleme. Holprig brachte er den ersten Versuch mit 290 kg in die Wertung, dann scheiterte er zweimal an den aufgelegten 332,5 kg im zweiten und dritten Versuch, die einen Deutschen Rekord in seiner Altersklasse bedeutet hätten. Für die in der zweiten Wettkampfgruppe angetretenen Athleten Finnern und Taschner lief es auch hier deutlich besser. Finnern konnte 140 kg in die Wertung bringen und scheiterte nur knapp an den 145 kg. Taschners Trainingsfleiß der vergangenen Wochen wurde mit einer gültigen Serie von 280, 290 und 300 kg belohnt.
Eine ebenso starke Leistung zeigten die Barther Athleten. Tobias Persen und Hannes Haase konnten jeweils drei gültige Versuche in die Wertung bringen. Kaderathlet Martin Lange und der langjährige Erfurter Dominik Pahl konnten 275 kg und 280 kg beisteuern. Somit führten nach dem Bankdrücken die Barther mit 1167,47 Punkten und knapp 20 Punkten Vorsprung.
Nun ging es im Kreuzheben um alles. Karolina Moszynska steuerte 175 kg bei einem Körpergewicht von 57,73 kg bei. Christoph Seefeld machte es erneut spannend: Erst scheiterte er an 300 kg, schaffte dann aber 302,5 und im dritten Versuch sogar noch 320 kg. Doch die beiden Barther Rivalen hielten alles offen. Emily Finnern schaffte mit 170 kg das gemessen am Körpergewicht stärkste Ergebnis für die Erfurter Mannschaft. Dennoch schien der Titel für Barth greifbar nahe – bis zum zweiten Kreuzhebeversuch von Moritz Taschner. Er bewältigte 367,5 kg und schaffte im Total der drei Disziplinen mit 1072,5 kg einen neuen deutschen Rekord. Somit zwang er die Barther Lange und Pahl zu einer Steigerung auf 325 kg in ihren letzten Versuchen des Tages. Beide scheiterten denkbar knapp an der geforderten Last und der Sieger des Tages stand fest: Der Schwerathletik-Verein Erfurt war zum zweiten Mal in der noch jungen Vereinsgeschichte und mit nur 19,03 Punkten Vorsprung Deutscher Mannschaftsmeister im Kraftdreikampf.
Als Sahnehäubchen ließen Taschner und Trainer Scholz noch 382,5 kg auflegen, den über 35 Jahre alten nationalen Rekord im Kreuzheben von Kraftsport-Urgestein Rudolf Küster. Taschner brachte das Gewicht problemlos in die Höhe, doch in der Endposition fiel ihm das Gewicht leider aus den Händen. Es dürfte aber nur noch eine Frage von Monaten sein, bis auch dieser Rekord auf seiner beeindruckenden Liste landet.
Text: Marie Hauschild